Opernvergnügen um den verbotenen Biss in den Apfel Schwäbische Schöpfung als Komische Oper bereicherte Gartenfest

Kornwestheim – Im Rahmen des Programms „Garten Eden“ der Kulturregion Stuttgart fand am Sonntagnachmittag und –abend ein Gartenfest der Evangelischen Paulusgemeinde in Kornwestheim statt. Höhepunkt der Veranstaltung war die Aufführung einer komischen Oper mit dem Text der „Schwäbischen Schöpfung“ von Sebastian Sailer.

Sebastian Sailer, der von 1714 bis 1777 lebte, mehrere Komödien. Eines seiner Meisterwerke beschäftigte sich mit der Erschaffung der Erde und wie Gottvater dabei auch Adam und Eva schuf. Es ist bis heute hier zu Lande äußerst beliebt und wurde im Jahr 1743 als Singspiel im Kloster Schussenried uraufgeführt. Sailer komponierte selbst die Lieder in dem Stück. Mehr als 50 Jahre später schrieb der Theologe, Physiker und Kirchenmusiker Johannes Gaelle (1752 bis 1816), der als Benediktiner-Mönch den Klosternamen „Meingosus“ erhielt, im Jahr 1796 im Kloster Weingarten nach diesem Text seine komische Oper „Adam und Evas Erschaffung“. Vermutlich verwendete auch einige von Sailer komponierte Melodien darin.

Burkhart Zeh, der Leiter des Paulus-Singkreises, entschloss sich recht kurzfristig, dieses originelle, musikalisch von den Impulsen der Klassik, wie sie Haydn und Mozart entwickelte, deutlich beeinflusste Werk zum Programm „Garten Eden“ der Kulturregion Stuttgart beizusteuern. Die singenden und musizierenden Mitwirkenden hatten tatsächlich nur wenig Zeit für die Proben, doch boten sie am Sonntagabend im Garten des Paulusgemeindehauses eine perfekte und höchst unterhaltsame Aufführung, die von den sehr zahlreich erschienenen Besuchern mit viel Beifall aufgenommen wurde.

In drei Akten wird dargestellt, wie Gottvater, mit sonorem Bass von Karlfriedrich Dürr gesungen und schauspielerisch brillant verkörpert, zunächst den Adam in die Welt setzte, dem er später, auf dessen nachdrücklichen Wunsch, noch die Eva hinzugab. Der Tenor Urs Winter hatte die Partie des Adam übernommen und mit seiner hell strahlenden Stimme, verbunden mit gutem Gespür für deren humorigen Inhalt komödiantisch gestaltet, während Silvia Kaiser als Eva einmal mehr mit ihrem geschmeidigen und wohlklingenden Sopran beglückte. Ihre Eva verstand es ausgezeichnet mit unwiderstehlichem Charme und viel Koketterie Adam schließlich dazu zu bewegen, in den Apfel zu beißen, obschon Gottvater gerade den Genuss dieser Frucht im Paradies ausdrücklich untersagt hatte. Die Strafe folgte unverzüglich, denn das Paar wurde bekanntlich von Gottvater aus dem Garten Eden vertrieben und seither bewacht der Erzengel Gabriel mit dem Feuerschwert dessen Zaun.
Dem Sänger-Trio zuzuhören und zuzuschauen war ein großartiges Vergnügen. Ein Instrumental-Quartett in der Besetzung mit Sabine Hess (Flöte), Burkhart Zeh (Viola), Joachim Hess (Violoncello) und Stephen Hess (Klavier) begleitete das Ensemble klangprächtig, aber in angemessener Zurückhaltung. Die eingängigen Melodien von Meingosus Gaelle verbanden sich mit dem ausdrucksvollen komödiantischen Spiel der Gesangssolisten auf ideale Weise zu einem amüsanten, qualitätsreich gestalteten Opernvergnügen, für das lang anhaltenden Schlussbeifall gab.

von Rudolf Wesner



Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Autors  
 
 




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