Sammlermuseum Gert Nagel

Kornwestheimer MuseumsGalerie am „Marktplatz“

 

Einladung zur Ausstellungseröffnung

Sonntag, 19.September 2010, 15 Uhr

Schriftliche Anmeldung zur Ausstellungs-Eröffnung unbedingt erforderlich (Postkarte liegt bei)

 

 

 DER FESTZUG DER WÜRTTEMBERGER VON 1841

 

Dieser imposante Umzug war ein einzigartiges Mega-Event im jungen Königreich Württemberg, er umfasste 10.390 Personen, 640 Pferde u.a. 716 Tiere. 200.000 Festbesucher sprengten fast die damals nur 40.000 Einwohner zählende Residenzstadt Stuttgart. Ein Exemplar dieses äußerst seltenen historischen Dokuments wird im Sammlermuseum Gert Nagel ab 19. September samstags und sonntags von 11-17 Uhr zu sehen Gruppenführungen jederzeit nach Terminabsprache willkommen: T. 0711-6491512 o. 0172-9484941

 

 

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Zum 25-jährigen Thronjubiläum des tags zuvor sechzig Jahre gewordenen Königs, wurde der seit 1840 geplante gewaltige Umzug 1841 in die Tat umgesetzt. Über 10.000 Württemberger aus allen Oberämtern, aufwändige Prunkwagen samt Vertretern aller Ständen und Berufsgruppen – darunter auch der 102-jährige Bäcker Merz aus Dürrwangen – formierten sich zwischen 8-9 Uhr, von ver-schiedenen Sammelplätzen kommend, am Charlottenplatz oder reihten sich in der Esslinger-, Haupt-städter- und Tübinger-Straße ein - eine logistische Meisterleistung. Nach Kanonenschüssen, um 10.30 Uhr setzte sich der gesamte Zug unter Glockengeläut über die Königstraße zum Schloßplatz in Bewegung. Das Defilee vor dem Neuen Schloss endete nach ca. 2 Stunden. Außer dem König und seiner Familie hatten 200.000 Festbesucher das Spektakel bewundert, was die biedermeierliche, damals nur etwa 40.000 Einwohner zählende Stadt fast gesprengt hätte. Am 30. September marschierte der Zug noch auf das Cannstatter Festoval, auf dem tags zuvor das 1818 vom König gestiftete Landwirtschaftliche Hauptfest, eine jährliche bäuerliche Leistungsschau samt Volksfestbe-lustigungen  stattgefunden hat.

Vergleicht man die Zahlen der aktuellen CSD-Parade mit dem Festzug von 1841 so stellt man mit großer Überraschung fest: heute proklamierte Mega-Events sind im Vergleich zu dem Biedermeier-Umzug bescheidene Veranstaltungen. 1841 betrug Stuttgarts Einwohnerzahl 40.000. Heute haben wir 580.000 Mitbürger.1841 zählte der Festzug über 10.000 Teilnehmer aus ganz Württemberg (= 25% der damaligen Stuttgarter!), aktuell rechnet man mit 2.500 Teilnehmern; bei derzeit 580.000 Einwohnern sind das nicht einmal 0,005 %. Faszinierend wird das Ganze, wenn man weiß, dass damals für den Ordnungsdienst nur 360 Bürger vorgesehen waren – bei gleichzeitigem Verzicht auf Polizei und Militär! Nach dem Unglück von Duisburg klingen diese Zahlen wie aus dem Märchen – jedoch sind es verbürgte, überlieferte Fakten.

Da seinerzeit Foto, Film und Video unbekannt waren, man dieses historische Ereignis jedoch für die Nachwelt festhalten wollte, wurde die Hofbuchhandlung C.F.Autenrieth mit der Herausgabe und dem Verkauf einer lithografischen Darstellung betraut. Nähere Umstände über Herstellung, Auflage und Preis sind nicht bekannt. Es entstanden über 50 Einzelblätter die in Rollen ein ca 25 m lange Bilderfolge des Zuges ergeben. Markus Dewald, Herausgeber eines Buches über den „Festzug der Württemberger“ schreibt: „Heute existieren ... noch vier Exemplare in Privat- und Museumsbesitz“. Ein bisher unentdecktes Exemplar ist ab 19. September im Sammlermuseum in Kornwestheim Stuttgarter Str. 93 zu besichtigen. Dazu erfährt man viele überraschende, meist unbekannte Fakten.